Sport und Bewegung können sich sehr positiv auf die psychische Erkrankungen und mentale Gesundheit auswirken. Lerne mehr in unserem Artikel.
Psychische Gesundheit und kognitiver Abbau sind dabei, zu einer globalen Gesundheitskrise zu werden und das Leben von Millionen von Menschen weltweit zu beeinträchtigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert, dass psychische Erkrankungen bis 2030 die Hauptursache für Behinderungen sein werden. Kein Wunder, dass die Suche nach Behandlungsmöglichkeiten in vollem Gange ist und das Interesse an nicht-pharmakologischen Optionen zunimmt, um herkömmliche Ansätze zu ergänzen oder sogar zu ersetzen.
Jeder, der jemals ein "Runner's High" erlebt hat - einen Endorphinschub nach intensiver Bewegung - weiß, dass die Vorteile von Sport über das rein Physische hinausgehen. Heute möchten wir uns die Ergebnisse einer aktuellen wissenschaftlichen Übersicht ansehen, die das Potenzial von Bewegung zur Bewältigung psychologischer und kognitiver Probleme zusammenfasst [1].
Warum Sport?
Spricht man mit regelmäßigen Fitnessstudio-Besuchern, werden viele von ihnen dir sagen, dass ihre Gewohnheit für ihre mentale Gesundheit unerlässlich ist. Manche könnten es sogar ihre „Therapie“ nennen. Diese Verbindung ist tatsächlich etwas, das wissenschaftlich gut dokumentiert, aber oft als Behandlungsoption unterschätzt ist und zu wenig eingesetzt wird. Bewegung kann ein wichtiger Bestandteil des psychischen Wohlbefindens sein. Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Symptome von Depressionen, Angststörungen und kognitivem Abbau mildern. Sie ist ein mächtiges Instrument in unserem Arsenal für die psychische Gesundheit und Stressreduktion von Menschen in allen Lebensphasen.
Körperliche Aktivität und Gehirngesundheit im Alter
Im Zusammenhang mit der kognitiven Gesundheit hat die Forschung einen positiven Effekt zwischen Bewegung und unserer Gehirnfunktion im Alter aufgezeigt:
- Bei Kindern und Jugendlichen: Studien zeigen, dass Bewegung die schulischen Leistungen und kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeitsspanne und exekutive Funktionen verbessert [2].
- Bei Erwachsenen: Regelmäßige körperliche Aktivität steht in Zusammenhang mit verbessertem Gedächtnis, schnellerer Informationsverarbeitung und besseren exekutiven Funktionen [3].
- Bei der älteren Bevölkerung: Für Senioren hat sich gezeigt, dass Bewegung vor kognitivem Abbau schützt und die Gehirnplastizität erhöht - das bedeutet, dass kognitive Funktionen länger erhalten bleiben [4].
Die Positive Wirkung von Sport auf unser Gehirn
Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und damit die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen. Dies wiederum unterstützt die Gesundheit und Funktion der Neuronen, was entscheidend für die Aufrechterhaltung kognitiver Fähigkeiten ist. Darüber hinaus stimuliert Bewegung die Produktion sogenannter „neurotropher Faktoren“: Chemikalien, die für die Entstehung neuer Gehirnzellen und Synapsen unerlässlich sind und sowohl unsere Lernfähigkeit als auch unser Erinnerungsvermögen verbessern [5].
Wie wirkt Bewegung auf die Psyche?
Über die körperliche Gehirngesundheit im Sinne der kognitiven Funktion hinaus ist Bewegung auch ein potenter Stimmungsregulator:
- Endocannabinoid-Aktivierung: Bewegung aktiviert das sogenannte Endocannabinoid-System (im zentralen Nervensystem), das eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Stimmung und Stress spielt [6].
- Endorphin-Freisetzung: Endorphine werden oft als unsere "Wohlfühl"-Hormone bezeichnet. Sie werden während des Trainings produziert, verbessern unsere Stimmung, lindern Schmerzen und fördern das Wohlbefinden [7].
- Verbessertes Selbstwertgefühl und Körperbild: Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Selbstwertgefühl erheblich steigern und unser Selbstbild verbessern - auch ohne physische Veränderungen [8]!
- Soziale Interaktion: Die Teilnahme an Gruppensportarten oder geführten Bewegungskursen kann Gemeinschaftsgefühl und Unterstützungsnetzwerke fördern, was die psychische Gesundheit weiter stärkt [9].
Bewegung und Psychische Gesundheit
Es ist klar, dass Bewegung uns helfen kann, klarer zu denken und uns von negativen Gefühlen abzuhalten - aber sie ist nicht nur präventiv. Sie kann auch therapeutisch im Kontext psychischer Gesundheitsstörungen sein:
- Depression und Angst: Regelmäßige Bewegung hat gezeigt, dass sie die Symptome von Depressionen [10] und Angstzuständen reduziert und die allgemeine psychische Gesundheit verbessert [11].
- Kognitive Beeinträchtigungen und neurodegenerative Krankheiten: Körperliche Aktivität bietet potenzielle Vorteile für Menschen, die an Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson leiden [4].
- Schizophrenie [12], bipolare Störung [13] und Essstörungen [14]: Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Bewegung die Symptome lindern und die Lebensqualität für Menschen mit diesen Erkrankungen verbessern kann.
Bewegung als Standard in der Gesundheitsversorgung
Inzwischen ist die tiefgreifende Wirkung von körperlicher Aktivität auf die psychische und kognitive Gesundheit nicht mehr nur anekdotisch - sie sind wissenschaftlich bewiesen. Im Laufe der Zeit werden wir hoffentlich mehr und mehr Gesundheitsexperten, Kliniken und Entscheidungsträger sehen, die Bewegung als Schlüsselelement in Behandlungsplänen fördern und mehr Sport verschreiben, anstatt mehr Pillen.
Regelmäßige körperliche Aktivität könnte eines unserer effektivsten „Medikamente“ für das geistige und kognitive Wohlbefinden sein. Wenn also das nächste Mal jemand joggen geht, um den Kopf freizubekommen, oder das Heben von Gewichten als Therapie bezeichnet, weißt du, was gemeint ist. Überlege dir, ob du dich ihnen anschließen möchtest.
Quellen
[1] Pujari V. Moving to Improve Mental Health - The Role of Exercise in Cognitive Function: A Narrative Review. J Pharm Bioallied Sci. 2024 Feb;16(Suppl 1):S26-S30.
[2] Khan NA, Hillman CH. The relation of childhood physical activity and aerobic fitness to brain function and cognition: a review. Pediatr Exerc Sci. 2014 May;26(2):138-46.
[3] Smith PJ, Blumenthal JA, Hoffman BM, Cooper H, Strauman TA, Welsh-Bohmer K, Browndyke JN, Sherwood A. Aerobic exercise and neurocognitive performance: a meta-analytic review of randomized controlled trials. Psychosom Med. 2010 Apr;72(3):239-52.
[4] Groot C, Hooghiemstra AM, Raijmakers PG, van Berckel BN, Scheltens P, Scherder EJ, van der Flier WM, Ossenkoppele R. The effect of physical activity on cognitive function in patients with dementia: A meta-analysis of randomized control trials. Ageing Res Rev. 2016 Jan;25:13-23.
[5] Cotman CW, Berchtold NC. Exercise: a behavioral intervention to enhance brain health and plasticity. Trends Neurosci. 2002 Jun;25(6):295-301.
[6] Fuss J, Steinle J, Bindila L, Auer MK, Kirchherr H, Lutz B, Gass P. A runner's high depends on cannabinoid receptors in mice. Proc Natl Acad Sci U S A. 2015 Oct 20;112(42):13105-8.
[7] Boecker H, Sprenger T, Spilker ME, Henriksen G, Koppenhoefer M, Wagner KJ, Valet M, Berthele A, Tolle TR. The runner's high: opioidergic mechanisms in the human brain. Cereb Cortex. 2008 Nov;18(11):2523-31.
[8] Sonstroem RJ. Exercise and self-esteem. Exerc Sport Sci Rev. 1984
[9] Cruwys T, Dingle GA, Haslam C, Haslam SA, Jetten J, Morton TA. Social group memberships protect against future depression, alleviate depression symptoms and prevent depression relapse. Soc Sci Med. 2013 Dec;98:179-86.
[10] Schuch FB, Vancampfort D, Richards J, Rosenbaum S, Ward PB, Stubbs B. Exercise as a treatment for depression: A meta-analysis adjusting for publication bias. J Psychiatr Res. 2016 Jun;77:42-51.
[11] Salmon P. Effects of physical exercise on anxiety, depression, and sensitivity to stress: a unifying theory. Clin Psychol Rev. 2001 Feb;21(1):33-61.
[12] Pajonk FG, Wobrock T, Gruber O, Scherk H, Berner D, Kaizl I, Kierer A, Müller S, Oest M, Meyer T, Backens M, Schneider-Axmann T, Thornton AE, Honer WG, Falkai P. Hippocampal plasticity in response to exercise in schizophrenia. Arch Gen Psychiatry. 2010 Feb;67(2):133-43.
[13] Sylvia LG, Salcedo S, Bernstein EE, Baek JH, Nierenberg AA, Deckersbach T. Nutrition, Exercise, and Wellness Treatment in bipolar disorder: proof of concept for a consolidated intervention. Int J Bipolar Disord. 2013 Oct 1;1(1):24.
[14] Cook BJ, Wonderlich SA, Mitchell JE, Thompson R, Sherman R, McCallum K. Exercise in Eating Disorders Treatment: Systematic Review and Proposal of Guidelines. Med Sci Sports Exerc. 2016 Jul;48(7):1408-14.